Wie mein Kunststudium mich und meine Malerei verändert hat

Mein Kunststudium war eine echte Herausforderung.
„Nur“ sieben Monate – und doch war diese Zeit lebensverändernd.
Für meine Kunst. Und für mich.

Wenn ich heute an das Studium zurückdenke, fallen mir sofort Worte ein wie:
Entdecken. Aufbrechen. Ja zu mir sagen. Finden und Verwerfen.
Neugierde. Ausdauer. Möglichkeiten ausloten. Wachstum.

Und immer wieder die große Frage:
Was will ich wirklich? Entscheidet der Kopf – oder das Herz?

Zerstören, um zu erschaffen.

Gleich zu Beginn standen Aktzeichnen und Speedpainting auf dem Plan.
Zwei intensive Tage: Messen, Zeichnen, Korrigieren – und schließlich das “Übermalen” unserer mühevoll erschaffenen Akte.
Innerhalb von ca. 15 Minuten waren die sorgfältig gezeichneten Linien verschwunden.
Neue Farbflächen und Striche fanden ihren Platz.
8 Minuten für die Mitteltöne. 3 Minuten für die dunklen Töne. 3 Minuten für die hellen Töne. Dazu Musik.
Ja, das ist Speedpainting – intensiv, schnell, konzentriert.

Ein bisschen schmerzhaft – und doch eine erste wichtige Lektion:
Manchmal muss man etwas zerstören, damit Neues entstehen kann.

Die erste Woche war geprägt von Unsicherheit.
Wo soll das alles hinführen?
Mein Kopf war laut, mein Herz noch leise.

Nur beim Speedpainting spürte ich erste Funken von Freiheit.
Dort fand ich Raum. Für mich. Fürs Sein.

 

Zwischen Kopf und Herz: Mein Weg ins Vertrauen

Auch zwischen den Modulen arbeiteten wir weiter – Hausaufgaben, Referate über Künstler, eigenes Üben.
Anfangs fiel es mir schwer. Der Kopf wollte kontrollieren, doch die Malerei braucht Freiheit.

Mein Mann und ich flogen nach Griechenland - wie jedes Jahr, unsere Auszeit. .
Und hier geschah etwas:
Ich hatte meine neuen Gouachefarben dabei.
Und ich verliebte mich.
In die Leichtigkeit der Farben.
In meine kleinen, freien Skizzen.
In das pure Malen, ohne Müssen.

Zurück im Studium brachte ich meine kleinen A4-Skizzen mit – während meine Hausaufgabe eigentlich großformatiges Malen verlangt hätte.
Ich schämte mich fast ein wenig, wollte mich am liebsten verstecken.
Ich glaubte, versagt zu haben.

Und doch spürte ich: Es war genau richtig.
Mein Dozent sah das genauso.

In diesen kleinen Formaten experimentierte ich mit neuen Farbvariationen, neuen Formen.
Meine Energie konnte fließen.
Diese Skizzen wurden die Basis für alles, was danach kam.

 

Mein Platz, mein Prozess, mein Vertrauen

In der Akademie suchte ich mir einen neuen Malplatz – geschützt, gemütlich, mit schönem Licht.
Es war nicht leicht, für mich einzustehen und zu sagen, dass ich mich an meinem alten Platz nicht wohl fühle.
Doch es war gut.
Sehr gut sogar.

Auch am neuen Platz ging es weiter mit Ringen und Vertrauen:
Ich malte, verwarf, übermalte.
Und gleichzeitig spürte ich eine wachsende Ruhe.
Ich wusste: Es wird.

Ich durfte ausprobieren. Ich durfte lernen.
Der Druck ließ nach.
Langsam entstand Raum für wirkliche Freude.

 

Der Moment, in dem es Klick machte

Nach dieser Etappe änderte sich etwas in mir.
Ich nahm die Hausaufgaben ernst – aus innerem Wunsch, nicht aus Zwang.

Ich liebte meine Zeit Zuhause im Atelier:
Die Farben.
Den Geruch.
Das Vorbereiten der Leinwände.
Und dann – der Moment, als der Pinsel über die Leinwand sauste und ich spürte:
Ja, das ist es.

Diese Freiheit.
Dieser lebendige Pinselduktus.
Dieses tiefe Ja zum Malen.

Voller Elan fuhr ich zur nächsten Phase meines Studiums – das Auto vollgeladen mit Bildern, voller Freude und innerem Leuchten.

 

Ankommen bei mir selbst

Ich probierte weiter aus, verfeinerte, vertiefte.
Und nun verstand ich wirklich, warum die Hausaufgaben so wichtig waren:
Ich musste nicht mehr jedes Mal bei Null anfangen.
Ich konnte eintauchen, anknüpfen, weitermalen.

Meine Bilder veränderten sich.
Sie wurden stärker. Tiefer. Wahrhaftiger.
Manche übermalte ich, bei anderen strahlte mein Herz vor Freude.

Ich fühlte mich angekommen – bei mir.
Auch wenn meine neue Art zu malen nicht jedem gefiel.
Auch wenn Freunde und Bekannte manchmal sagten:
"Das sieht ja ganz anders aus. Das bist doch gar nicht Du..."

Ist das so?

Wer weiß schon, wer ich wirklich bin?
Vielleicht geht es genau darum:
Mich immer wieder neu zu entdecken.
Und meiner eigenen Spur zu vertrauen.

Nicht umsonst trägt ein Kunstwerk den Titel “Ich war nie leise gemeint.”

 

Manchmal braucht es Umwege, Verwerfungen und Neuanfänge,
damit wir wirklich bei uns selbst ankommen.

Mein Kunststudium hat mich genau das gelehrt:
Nicht das vermeintlich „Richtige“ bringt uns weiter, sondern das Echte.

Das, was durch uns hindurch fließen will.
Das, was uns im Innersten entspricht.

Und genau darin liegt die wahre Entwicklung:
im Mut, die eigene Spur zuzulassen – und ihr voller Vertrauen zu folgen.

Dieses Studium hat nicht nur meine Malerei verändert, sondern auch meine Sicht auf das Leben.

Zu guter Letzt.

Das Credo meines Dozenten lautete: „Alles, was wir tun, ist Lebenszeit.“
Dieser Satz hat sich tief in mir verankert – denn er bringt es auf den Punkt.
Und obwohl ich das bereits sehr bewusst lebe, rückte er mein tägliches Sein und Tun noch einmal in ein anderes, wertvolleres Licht. Ich starte nun noch intensiver und verbundener in den Tag.


Vielleicht darfst auch du dir erlauben, immer wieder neu zu beginnen – auf deine eigene, wunderbare Weise.

 
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Schnipselpoesie meets ART – Farben, Worte und dein Ausdruck

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Geschichten aus dem Atelier. Der Wert des Scheiterns.